Oooohhh ja – eine Hochzeit zu planen ist schon stressig genug ohne die vielen Erwartungen, Meinungen und Einwände von Eltern und Schwiegereltern. Dabei muss es gar nicht ganz klischeemäßig (nur) die ‚böse Schwiegermutter aus der Hölle‘ sein, die einem diese Zeit zum Spießrutenlauf macht. Und es müssen auch keine größeren Streitigkeiten oder Gefühlsausbrüche sein, die einen verunsichern. Oft reichen schon Kleinigkeiten, die unterschwellig (dafür aber nachhaltig) für böses Blut sorgen. Eine Hochzeit – und deren Planung – ist eben immer emotional aufgeladen. Nicht nur für uns, sondern eben auch für unsere Altvorderen.
Perspektivenwechsel
Der beste Weg, durch diese Zeit zu navigieren ist also vielleicht, erst einmal Verständnis aufzubringen. Bestimmt bringen Euch die Äußerungen und Verhaltensweisen Eurer Eltern und Schwiegereltern manchmal zum Zähneknirschen. Trotzdem ist es sinnvoll, sich hin und wieder in sie hineinzuversetzen. Wer die Beweggründe des anderen für bestimmte Aktionen versteht, reagiert vielleicht weniger gereizt, wenn sie mal nicht in die eigene Agenda passen.
Vermutlich seid Ihr, liebe LeserInnen aber irgendwo zwischen 20 und 40, wenn Ihr gerade vor Eurer eigenen Hochzeit steht. Dann fehlen Euch vielleicht noch ein paar Einsichten in die Denkweisen von Vätern und Müttern mit Kindern im heiratsfähigen Alter. Macht nix! Deshalb hab‘ ich ein bisschen für Euch recherchiert. Gucken wir uns also erst einmal die Gründe an, wieso Eltern und Schwiegereltern, die bis dato vielleicht die coolsten Socken auf dem Planeten waren, sich während der Hochzeitsplanung hin und wieder seltsam verhalten.
Ursachenforschung
Wieso mischen sich Eure Eltern und Schwiegereltern eigentlich in Eure Hochzeitsplanung ein? Wieso ist denen das wichtig? Und warum zur Hölle interessieren sie sich überhaupt für die Hochzeits-Location, das Essen und dafür, wie die Einladung formuliert ist? Für jedes Brautpaar sind, je nachdem, wie stark die Familienbande sind, unterschiedliche Grade der Einmischung ok. Bei mir z.B. hat sich Bridezilla kurz sehen lassen, als meine Mum die Blumen für den Brautstrauß mit aussuchen wollte. Andere wiederum wären beleidigt, wenn die eigene Mutter sich dafür nicht interessieren würde. Egal, wem was auf den Magen schlägt: für alles gibt es mal mehr mal weniger nachvollziehbare Gründe.
Eltern / Schwiegereltern wollen das Beste für ihre Kinder
Vielleicht sind ein paar von Euch ja schon Eltern und verstehen die wohl schwer in Worte zu fassende Liebe für den eigenen Nachwuchs. Für die Menschen, die sie aufgezogen, für die sie verzichtet, die sie ein Stück weit geformt haben, wollen alle Eltern selbstverständlich das Beste. Und jetzt sollen sie als Schwiegereltern diese Personen an Euch ‚abgeben‘? Klar, dass sie da manchmal etwas emotional reagieren. Schließlich müssen sie erstmal (an)erkennen, dass Ihr tatsächlich das Beste seid für ihre Liebsten.
Naja – und dann gibt es noch die, die nie dieser Meinung sein werden. Die berüchtigten Schwiegereltern, für die kein(e) PartnerIn gut genug sein kann. Da kann man dann nur hoffen, dass sie sich ihrem fortgeschrittenen Alter entsprechend verhalten. Heißt, dass sie akzeptieren können, dass ihre Kinder ihre eigenen Entscheidungen treffen und sich aus Liebe zum eigenen Nachwuchs ‚trotzdem‘ gut benehmen. Während der Hochzeitsplanung und mit etwas Glück auch sonst…
Kinder als Verlängerung des eigenen Egos
Sicher nicht alle Eltern und Schwiegereltern, sicher aber viele empfinden ihre Kinder ein Stück weit als Verlängerungen des eigenen Selbst. Das ist auch kein Wunder. Immerhin hat sich ihre eigene Identität über einige Jahre hinweg ein Stück weit um ihre Rolle als Eltern geformt. Wie gut (oder schlecht) sie ihren Nachwuchs erzogen haben, ist immer direkt auf sie zurück gefallen. Ihre Kinder repräsentieren sie also in ihren Augen.
Nun seid Ihr gerade dabei, mit einer Hochzeit ein meist ziemlich öffentliches kulturelles und soziales Statement abzugeben, das über Umwege auch wieder die (Schwieger-)Eltern reflektiert. Es reflektiert durch das Umsetzen oder Weglassen von Familientraditionen die Familien, aus denen sie kommen, aber auch die, die sie selbst aktiv gestaltet haben. Eltern und Schwiegereltern wird es in den meisten Fällen nicht ganz egal sein, was ihre Freunde und Familienmitglieder von Eurer Hochzeit halten. Gelegentlich mag es also durchaus dazu kommen, dass sie versuchen werden, Einfluss darauf zu nehmen, wie Eure Hochzeit inhaltlich und optisch aussehen soll.
Andersmachen als versteckte Kritik
Ihr startet nun einen eigenen kleinen Familienzweig (mit Kindern oder ohne!). Euren Altvorderen ist natürlich klar, dass das auch beinhaltet, neue Traditionen für Eure neue Kernfamilie einzuführen. Trotzdem hätten sie sicherlich gern, dass Ihr ihre weiterführt. Mit Traditionen ist es nämlich ein bisschen so wie mit Profilen auf sozialen Netzwerken. Je mehr Follower eins hat, desto besser…
Macht Ihr etwas bewusst und offensichtlich ganz anders als Eltern oder Schwiegereltern, könnte es durchaus sein, dass diese das als Kritik am eigenen Handeln empfinden. Bei der Hochzeit mag es nur das Auslassen des Brautverziehens sein oder die Tatsache, dass Ihr nicht in Oma Ernas Erbkleid vor den Altar tretet. Da können Eltern schon mal verletzt und beleidigt reagieren. Später sind es dann z.B. Entscheidungen für eine andere Erziehungsmethode bei Euren Kindern als die, die Ihr oder Euer Partner selbst genossen habt. Oder Ihr handhabt die Arbeitsteilung in Eurem Haushalt anders. In jedem Fall wollen Eltern und Schwiegereltern auch rückwirkend versichert sein, alles richtig gemacht zu haben. Und eben diese Anerkennung wird verwehrt, in den Augen einiger sogar umgekehrt, wenn Ihr Dinge einfach anders macht.
Was tun?
Ich gehe einfach mal davon aus, Ihr wollt Stress mit den Eltern und Schwiegereltern in Spe vermeiden? Immerhin ist es schon mehr als genug Stress, eine Hochzeit zu planen, da braucht’s nicht auch noch Extra-Drama! Dann sind hier drei wichtige Richtlinien im Umgang mit den Altvorderen während der Planung, die helfen, eben dieses zu vermeiden:
- Das absolut wichtigste, der Mittelpunkt Eurer Hochzeit und somit auch deren Planung ist Eure Beziehung zu Eurem Partner. (Das sollte übrigens auch er / sie so sehen. Also bitte drüber reden!)
- Ihr möchtet / solltet Euren Eltern und Schwiegereltern so viel Freude wie möglich mit Eurer Hochzeit machen. (Vorausgesetzt natürlich, sie sind auch nette Menschen, stänkern nicht aus Prinzip und unterstützen generell Eure Beziehung!)
- Das Projekt Hochzeitsplanung sollte möglichst rational angegangen und gemanagt werden.
Wieso Ihr (wenn möglich) auch Eure Eltern und Schwiegereltern glücklich machen solltet mit der Hochzeit? Dafür gibt es außer vielen anderen Gründen (einfach nett sein z.B.) auch einen ganz eigennützigen. Außer Euren Schwiegereltern sind sie in Zukunft auch die Großeltern Eurer potenziellen Kinder. Gute Großeltern sind unbezahlbar und auf lange Sicht vielleicht sogar das ein oder andere Zugeständnis während der Hochzeitsplanung wert. Außerdem werden sie immer die Eltern Eures Partners / Eurer Partnerin bleiben. Und Euch ist doch sicherlich daran gelegen, dass dieser glücklich ist. Dazu trägt auch Euer gutes Verhältnis mit ihnen bei.
Zuerst: Kriegsrat halten!
Damit Scherereien mit Eltern und Schwiegereltern schon im Vorfeld der Hochzeit möglichst vermieden werden können, ist es ratsam, mit dem Partner / der Partnerin einen Plan zum Umgang mit ihnen zu schmieden.
- Einigt Euch auf die wichtigsten Werte für Eure Hochzeit. Was ist absolut nicht verhandelbar? Was ist eher nebensächlich? Dieser Punkt beinhaltet zentrale Fragen. Wie groß soll / darf die Feier werden? Wie viele Verwandte werden eingeladen? Spielt Euer Glaube eine Rolle bei der Hochzeit?
- Einigt Euch auf die Details, die Euch wirklich wichtig sind. Ist Euch z.B. essenziell wichtig, wie die Torte aussieht oder darf sich die Schwiegermama darum kümmern? Darf es Blumenmädchen und Ringträger geben? (Eure Mutter würde ja sooo gerne die Kinder Eures Bruders mit einbezogen sehen!) Seid Ihr bei der Musikauswahl kompromissbereit oder ist Euch egal, ob die Generation Eurer Eltern Elektro-Swing auch tanzbar findet?
- Falls Eltern oder Schwiegereltern Euch bei der Finanzierung Eurer Hochzeit unter die Arme greifen wollen, unter welchen Bedingungen nehmt Ihr das Geld an? Nur, wenn Ihr damit völlig freie Hand habt? Auch, wenn sie dann ein Mitspracherecht einfordern? Dass sie das tun werden, ist nicht ganz unwahrscheinlich. Immerhin haben sie das bisher meistens gehabt, wenn sie Euch / Eurem Partner Geld gegeben haben.
Bei vielen Paaren hab‘ ich schon viel mitbekommen. Also würde ich Euch dringend raten, alle diese Fragen zuerst mit Eurem Partner zu klären, bevor Ihr Eure Verlobung bekannt gebt. Ihr könnt nämlich gar nicht so schnell „Sh*t“ sagen, wie von Euren Lieben ‚tolle Ideen‘ für Eure Hochzeitsplanung kommen!
Umgang mit kniffligen Situationen
Bezieht Eltern und Schwiegereltern ruhig von vorn herein mit ein in die Hochzeitsplanung. Ganz ehrlich: Drumherum werdet Ihr vermutlich ohnehin nicht kommen. Es sei denn vielleicht, ihr plant, einfach durchzubrennen.
Eltern und Schwiegereltern freuen sich in der Regel, wenn Ihnen bei der Hochzeitsplanung eine wichtige Rolle zugewiesen wird. Lasst sie sich also auch wichtig fühlen! Stellt ihnen Fragen! Bezieht sie in ein paar Entscheidungen mit ein. Natürlich sollten das die Dinge sein, bei denen Ihr auch kompromissbereit seid!
Läuft es trotzdem nicht rund, weil entweder Eltern, Schwiegereltern oder beide einfach schwierig sind: Nicht verzweifeln! Harte Nüsse sind sie ja nicht erst seit gestern – und vermutlich kennt ihr sie auch schon länger als seitdem. Lasst knifflige Situationen also immer den Partner meistern, der besser mit der jeweiligen Person auskommt. Normalerweise ist es ratsam, dass sich jeder Partner mit seinen eigenen Eltern auseinandersetzt. Das trifft aber nicht auf alle Paare zu. Mein Mann kann in Konfliktsituationen z.B. oft besser mit meiner Mutter reden als ich selbst. Mehr Abstand und Objektivität ist manchmal besser…
Im Zweifelsfall: dickes Fell zulegen!
So sehr Ihr Euch auch bemüht, vermutlich werdet Ihr nicht alle Situationen komplett konfliktfrei lösen können. Macht aber nichts! Jeder hat schließlich ein Recht auf seine Meinung. Wenn die Schwiegermutter zur Auswahl von Location oder Tischdekoration so gar nichts zu sagen hat, bohrt nicht unbedingt nach. Evtl. hüllt sie sich ja in Schweigen, weil sie Euren Geschmack komplett scheußlich findet. Selbst wenn Eltern und Schwiegereltern einmal durchblicken lassen, dass sie mit etwas nicht einverstanden sind, macht Euer Ding!
Ihr seid die Hauptdarsteller…
… Eure Familie besetzt die Nebenrollen. Natürlich wollt Ihr Eure Lieben mit einbeziehen, am Ende ist und bleibt es aber Eure Hochzeit. Deren Planung ist mitunter die erste Feuerprobe für Euren Zusammenhalt als neue Kernfamilie. Erkennt also die (auch weiterhin) wichtigen Rollen Eurer Familienmitglieder an. Lasst Euch die Hochzeit aber nicht von ihnen diktieren! Wer mit dem Partner einen Schlachtplan macht und sich ein wenig in Diplomatie übt, kann sich auf eine entspannte Hochzeit freuen!
Photo Credits: Reinhard Klein, Katelyn James Photography