Über die zurückliegende Präsidentschaftswahl mag man ja denken, was man will. Im Puncto Hochzeit und vor allem bei den Aktivitäten davor kann man sich allerdings durchaus die ein oder andere Inspiration holen aus meinem Geburtsland.
Wie so oft, ist dort vieles mehr und größer. Das muss allerdings nicht immer teurer sein! Viel mehr geht es um mehr Unterstützung, mehr Würdigung und ja, auch mehr Spaß – vor allem vor der Hochzeit! Was machen die Amis also anders und vielleicht sogar besser als wir? Lasst uns einfach gleich eine A*schbombe machen in die amerikanische Hochzeitswelt.
Die Wedding Party:
Hierzulande hat traditionell jeder der Ehepartner jeweils einen Trauzeugen bzw. eine Trauzeugin, der/die für die Organisation des JunggesellInnenabschieds und die Unterstützung von Braut und Bräutigam bei der Hochzeitsplanung die Hauptverantwortung trägt. Die amerikanischen Pendants dazu – der Best Man und die Maid of Honor – dürfen sich diese Aufgaben mit mehreren Freunden teilen (den Groomsmen und Bridesmaids). Die Last hier auf mehrere Schultern zu verteilen ist vor allem bei immer größer und immer ausgeklügelter werdenden Hochzeiten eine feine Sache. Das kann jeder bezeugen und nachvollziehen, der schon mal in dieser oder einer ähnlichen Funktion an einer Hochzeit teilgenommen hat! Denn es gibt zahlreiche Aufgaben zu erledigen:
- die Organisation des JunggesellInnenabschieds
- Beratung und tatkräftige Unterstützung bei den Hochzeitsvorbereitungen (das kann z.B. DIY-Projekte für Hochzeitsdeko oder Einladungskarten beinhalten, aber auch seelischen und moralischen Beistand bei Uneinigkeiten mit den Schwiegereltern o.Ä.)
- Begleitung (und falls gewünscht Beratung) beim Brautkleid- bzw. Anzugkauf
- die Zusammenstellung einer Hochzeitszeitung
- die Organisation eines Gruppengeschenks und/oder Betreuung des Gästebuchs am Hochzeitstag
- die Organisation von Einlagen und Spielen am Hochzeitstag
- den Ablaufplan am Hochzeitstag im Blick haben und koordinieren
Klingt jetzt schon nach viel? Ich hab‘ doch noch gar nicht die unzähligen Textnachrichten und Anrufe erwähnt, die (so viel Klischee muss sein), vor allem die Braut im Vorfeld zur Hochzeit an ihre Besties verschickt: um abzuklären, welchen Kopfschmuck sie aussuchen, welche Gastgeschenke bestellen, welches Make-Up sie tragen soll oder um sich einfach mal Luft zu machen, weil sich der/die Zukünftige vermeintlich zu wenig um die Hochzeitsplanung kümmert.
Ein Zeichen der Wertschätzung:
Natürlich betrifft so etwas nicht allein die Trauzeugin/den Trauzeugen, sondern viele gute FreundInnen. Keine Angst, liebe Bräute und Bräutigame! In den allermeisten Fällen tun die das unglaublich gern, einfach, weil sie euch so gern haben. Trotzdem ist es keine Selbstverständlichkeit, dass diese Menschen sich während der Vorbereitungsphase einen extra großen Happen von ihrer Freizeit nehmen, damit sie für und mit euch etwas Tolles auf die Beine stellen können. Da ist es doch umso schöner, wenn dem auch bei der Hochzeit Rechnung getragen und deren besondere Rolle anerkannt und gewürdigt wird.
Aus Hollywood-Filmen, YouTube-Formaten oder hübschen Bildern auf Pinterest und Co. kennen wir ja schon die Art, in der die Bridesmaids und Groomsmen während der Zeremonie in gleichen oder sehr ähnlichen Outfits neben dem Brautpaar aufgereiht stehen. Dort ist es Brauch, dass Braut und Bräutigam möglichst die gleiche Anzahl solcher Begleiter für den großen Tag haben. Hierzulande gibt es zwar traditionell auch Brautjungfern, aber der Bräutigam geht leider(wie so oft) leer aus.
Zusammenpassende Kleider und/oder Anzüge für Eure Wedding Party sind natürlich kein Muss! Vielleicht tut es für euch ja auch schon ein Anstecker, Sträußchen, Blumenarmband oder Blumenkranz. Einfach ein sichtbares Merkmal für den Rest der Hochzeitsgesellschaft, dass diese Menschen für euch zum ‚engeren Kreis‘ gehören. Neben den Eltern des Brautpaars, ggf. den Blumenkindern und/oder Ringträgern nehmen sie so einen besonderen Platz ein – und das ist doch eine wunderbare Art, Danke zu sagen für die Unterstützung am Hochzeitstag und drumherum.
Bridal Shower – zusammen kommen vor der Hochzeit:
Wusstet ihr, dass Junggesellinnenabschiede erst in den 80er Jahren (jahaaa – erst denen des letzten Jahrhunderts) wirklich populär geworden sind? Wir Mädels von heute lassen uns ja so leicht nicht mehr in die Suppe spucken und schon gar nix sagen! Erst recht nicht, dass wir uns sittsam benehmen und nicht so auf die K*cke hauen sollen wie die Jungs. Diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. Aber vor nicht allzu langer Zeit war das noch so und Ausgehen, Trinken, Lautsein, sich aufreizend in der Öffentlichkeit Zeigen galten als unschicklich. Eure Familien hätten sich in Grund und Boden geschämt!
Aber auch vor der sexuellen Revolution der späten 60er Jahre, die uns auch hochzeitstechnisch mehr Gleichberechtigung verschafft hat, gab es vor der Hochzeit sogenannte ‚hen parties‘ (traditionell ohne Geschenke) und ‚bridal showers‘ (mit Geschenken für Küche und Schlafzimmer der zukünftigen braven Ehefrau). Zwar war – und ist – hier eine gediegene Weinverkostung oder Cocktail Hour möglich, generell handelt es sich hier aber eher um Nachmittagsveranstaltungen. Die Braut wird entweder in ihrer oder der Wohnung ihrer Trauzeugin von ihren weiblichen Freunden (und ggf. Familienmitgliedern) überrascht.
Tolle Alternative zum JGA:
Da solche Parties traditionell eher ruhiger ablaufen, eignen sie sich ideal als Alternative zum Junggesellinnenabschied für Bräute, die entweder schwanger sind oder einfach so keinen Bock auf Party haben. Nicht jeder mag schließlich durchtanzte, feuchtfröhliche Nächte mit Kopfschmerzen am folgenden Tag! Auch hier legen die Amis vor: Was ehemals eine nette Mädelsrunde war, bei der ein bisschen geknabbert, ein bisschen geplaudert und evtl. das ein oder andere Geschenk über den Tisch geschoben wurde, ist mittlerweile zum Mini-Event geworden. Oft gibt es eigens gestaltete Einladungskarten, Sweet Tables mit thematisch passend verzierten Torten und Cupcakes, Gastgeschenke und, und, und. Außerdem findet jenseits des großen Teichs so eine Zusammenkunft nicht mehr anstatt, sondern zusätzlich zur Bachelorette Party statt.
So oder so – als Alternative zum JGA oder als zusätzliche Veranstaltung, weil man ohnehin viel zu selten zusammen kommt: eine Bridal Shower kann ganz persönlich auf die Braut abgestimmt und mit oder ohne Geschenke, als Pyjama-Party, Grillfest oder Schmachtfetzen-Abend gefeiert werden. Die Hauptsache ist, etwas gemeinsam zu machen – ganz im Sinne der Gleichberechtigung natürlich auch für die Herren der Schöpfung!
Und? Was sagt ihr? Habt auch ihr jetzt Lust, eurer Hochzeit einen Hauch Ami-Flair zu verpassen? Was haltet ihr von Brautjungfern und Groomsmen? Und wie sehen eure JunggesellInnenabschiede aus? Lasst es mich und andere in der Kommentarspalte wissen!
Photo Credits: Johannes Nocker, Reinhard Klein