Sonst eher nicht so christlich unterwegs möchte ich mit dem Feiertag heute mal die Gelegenheit nutzen, ein weniger erfreuliches Thema anzusprechen, das viele Brautpaare betrifft. Wie gedenkt man am eigenen Hochzeitstag in angemessener Weise verstorbenen Lieben?
Den geliebten Großeltern, die die Hochzeit evtl. nicht mehr mitbekommen können oder gar einem verstorbenen Elternteil oder Geschwister? Freunden, die diesen Tag nicht mehr mit einem feiern können, aber schmerzlich vermisst werden? Wie kann man auf dezente und geschmackvolle Weise an diese Menschen erinnern? Hier habe ich einige Anregungen für Euch zusammengestellt…
Erinnerungen bei sich tragen…
Sicherlich ist es nicht jedermanns Sache, den Tod zu sehr zum Bestandteil des eigenen Hochzeitstags zu machen. Das kann viele Gründe haben. Die Erinnerung an den Verstorbenen könnte noch zu frisch und damit zu schmerzhaft sein. Und nicht jeder möchte bei seiner Hochzeit viele Tränen vergießen. Melancholie ist vielleicht nicht die Stimmung, die Ihr an diesem besonderen Tag aufkommen lassen möchtet. Wer einem geliebten verstorbenen Menschen im Stillen gedenken möchte am Hochzeitstag, für den gibt es einige Möglichkeiten, dies ganz für sich und ohne viele Worte zu tun.
… mit dem Brautstrauß
Foto-Medaillons am Brautstrauß – eine prominente Stelle für geliebte Menschen…
Welche schönere Stelle könnte es geben Verstorbenen zu gedenken als unter einem Blumenmeer? Passende Foto-Medaillons kann man mittlerweile sehr leicht herstellen lassen. Anregungen und Möglichkeiten findet Ihr z.B. hier. Diese Art, einen lieben Menschen bei sich zu tragen, hat für mich sogar eine ganz persönliche Bedeutung. Unseren eigenen Hochzeitstag konnte meine Großmutter leider nicht mehr mit uns feiern. Mein Opapa aber sehr wohl! Und der schenkte mir noch vor der Hochzeit ein Medaillon mit einem Foto von ihr, das ich an meinen Brautstrauß binden konnte. So war meine Oma den ganzen Tag bei mir. Von den ersten Schritten den Mittelgang entlang bis zum Brautstraußwurf, als ich das Medaillon dann abnahm.
… in der Kleidung
Keiner sieht es, aber Ihr wisst es: dass Ihr die Erinnerung an einen geliebten Menschen ganz nah bei Euch tragt
Ob in der Brusttasche bzw. im Innenfutter des Sakkos beim Bräutigam oder sogar eingenäht ins Brautkleid: einen geliebten Verstorbenen kann man am Hochzeitstag ganz nah bei sich tragen – ganz ohne dass es jemand sehen muss! Fotos könnt Ihr z.B. hier eigens zu diesem Zweck auf Stoff drucken lassen.
… als Schmuckstück
Ein Schmuckstück des / der verstorbenen Person als Erinnerung am Hochzeitstag
Es muss nicht immer ein Foto sein! Wieso nicht ein Schmuckstück der verstorbenen Person als Erinnerung an den geliebten Menschen tragen? So lässt sich z.B. aus dem Ehering von Vater, Mutter, Großvater oder Großmutter mit Hilfe einer feinen Kette leicht ein schlichtes Armband machen. Ein Stück, das auf der Hochzeit dieser Person große Bedeutung für sie hatte, ist so auf Eurer eigenen dabei.
Verstorbenen für alle sichtbar gedenken
Möglicherweise möchtet Ihr an Eurem Hochzeitstag auch Eure Gäste teilhaben lassen an der Erinnerung an eine / einen Verstorbenen (oder mehrere). Entweder, weil (fast) alle die Person(en) kannten oder einfach nur, weil es Euch so wichtig ist. Der Grund ist an sich auch ganz egal. Hier sind einige Möglichkeiten, unaufdringlich und trotzdem für alle sichtbar an die Person zu erinnern.
Mit einer Foto-Ecke
Verstorbenen mit einer Fotoecke gedenken – so haben die Gäste einen Platz um kurz innezuhalten
Mit einer Foto-Ecke an einem ruhigen Ort schafft Ihr auch für Eure Gäste die Möglichkeit, einen Moment innezuhalten im Hochzeitstrubel. So kann sich jeder Zeit nehmen, an die Personen zu denken, die nicht mehr dabei sein können. Besonders Familienmitglieder werden es sehr schätzen zu sehen, dass Ihr diese Menschen nicht vergessen habt…
Mit einem freigehaltenen Platz
Eine wichtige Person fehlt am Hochzeitstag? Haltet ihr trotzdem einen prominenten Platz frei…
Eine sehr wichtige Person kann an Eurem Hochzeitstag nicht mehr dabei sein? Der Verlust ist vielleicht sogar noch frisch? Dann haltet diesem Menschen trotzdem den Platz frei, der ihm / ihr gebührt. Während der Zeremonie und / oder bei der Feier! Eine weiße Rose oder ein persönlicher Gegenstand der verstorbenen Person in der Kirchenbank, ein Gedeck inklusive Namenskärtchen an der Tafel… So wird auch ohne viele Worte klar, dass hier jemand fehlt, den Ihr gern dabei gehabt hättet.
Mit einer Spende anstelle eines Gastgeschenks
Eine Spende im Namen des Verstorbenen statt eines Gastgeschenks
Kleine Gastgeschenke sind an Hochzeiten mittlerweile üblich. Viele Brautpaare entscheiden sich aber stattdessen – und das zurecht – auch für Spenden an gemeinnützige Organisationen. Wer also für alle sichtbar und auf eine schöne Art und Weise an einen Verstorbenen erinnern möchte, könnte dies in Form einer Spende im Namen dieser Person tun. Welche gute Sache hat dieser Mensch besonders unterstützt? Welche Interessen hatte er / sie? Spendet in ihrem / seinem Namen an ein SOS-Kinderdorf, ein Tierheim oder eine Organisation wie Ärzte ohne Grenzen und tut das dort kund, wo sonst die Gastgeschenke zu finden gewesen wären.
Verstorbenen für alle hörbar gedenken…
Nicht für jeden ist es etwas, eine den gesamten Hochzeitstag präsente Erinnerung an einen Verstorbenen mit einzuplanen. Wer fürchtet, die eigene oder die Stimmung der Gäste durch so etwas dauerhaft zu trüben, hat auch Möglichkeiten, nur einmalig an die geliebte Person zu erinnern. Am besten geht das in Form des (immer flüchtigen) gesprochenen Worts. Damit kenne ich als Traurednerin mich besonders gut aus…
… während der Zeremonie
Gehört zu meinem Alltag als Traurednerin: Während der Trauung Verstorbenen gedenken.
Während einer christlichen Trauung gehört es in Form einer Fürbitte meist schon zum festen Repertoire: Verstorbenen während der Trau-Zeremonie zu gedenken. Aber auch bei einer freien Trauung müsst Ihr darauf nicht verzichten. Sprecht einfach mit Eurem Trauredner / Eurer Traurednerin. Während der freien Trauungen, die ich für meine Paare gestaltet habe, wurde schon auf viele verschiedene Arten die Erinnerung an liebe Menschen mit eingebracht. Oft obliegt es mir, die passenden Worte zu finden, manchmal geht es aber auch ganz ohne. Dann wird z.B. ein Lieblings-Musikstück des / der Verstorbenen angespielt oder sogar eines, das er / sie selbst komponiert hat. Natürlich geht es dabei selten ganz ohne das ein oder andere Tränchen ab, aber auch das gehört schließlich zum Hochzeitstag dazu, oder?
… während der Tischrede
Die ideale Gelegenheit, geliebten Verstorbenen zu gedenken: die Tischrede
Wer seine Trau-Zeremonie auf der humorvolleren (und tränenfreien) Seite halten möchte, hat auch die Möglichkeit, während einer kleinen Ansprache auf der Feier an Verstorbene zu erinnern. Viele Worte braucht Ihr hier gar nicht zu machen. Ein kurzes „Auch an …, der / die heute nicht mit uns feiern kann, denken wir heute und hoffen, auch er / sie hätte an diesem Tag Freude gehabt“ o.Ä. genügt völlig!
Ich hoffe, mit diesen Ideen konnte ich Euch ein wenig die Angst vor einem unangenehmen Thema nehmen. Auch an Eurem Hochzeitstag an Verstorbene zu denken, ist schließlich völlig normal und legitim. Allen, denen eine Hochzeit ohne die ein oder andere geliebte Person bevorsteht, wünsche ich viel Kraft!
Photo Credits: By Way of Ney, The Brauns, Lauren Balingit, Vesic Photography, Zofia & Co., Gloria Schwan, Johannes Nocker