Wer Trauzeuge oder Trauzeugin ist, Bruder, Schwester, Vater, Mutter der Braut oder des Bräutigams, oder wer gar selbst heiratet, für den stehen die Chancen gut, demnächst ran zu müssen – an eine Hochzeitsrede. Wie das geht? Na Ihr steht auf, klopft mit dem Dessert-Löffel an ein Sektglas und fangt an zu reden.
Aber Spaß beiseite! Was Ihr wissen wollt, wenn Ihr diesen Artikel aufgerufen habt, ist natürlich, was Ihr dann sagen sollt. Für Anfänger: Bitte was Nettes über’s Brautpaar!
Hochzeitsreden-Don’ts
In der Regel ist das für die meisten Freunde und Angehörigen eine Selbstverständlichkeit. Aber es gibt ja bekanntlich nichts, was es nicht gibt. Auch die Hochzeitsrede aus der Hölle ist kein Urban Myth… Wie vermeidet Ihr also, dass Eure zu so einem Fauxpas wird?
Don’t #1: Zum Comedian werden
Ihr müsst nicht zu Carolin Kebekus, Cindy aus Marzan, Stefan Raab und schon gar nicht zu Mario Barth mutieren, um eine humorvolle Rede zu halten. Erstens haben diese Leute Euch ein paar Jahre Bühnenerfahrung voraus. Und zweitens tun sie von Berufs wegen alle eines: sich in den Vordergrund spielen. Bei der Hochzeit Eurer Freunde geht es allerdings nicht um Euch, sondern um’s Brautpaar. Achtet also darauf, dass es das auch in Eurer Rede tut.
Was ebenfalls niemand hören will, sind Saufgeschichten. Schon gar keine mit Ekelfaktor! Anspielungen auf Eure wilde gemeinsame Jugendzeit sind völlig in Ordnung. Dabei solltet Ihr’s allerdings belassen, denn keine Braut und kein Bräutigam wollen an ihrer Hochzeit vor Verwandten, Bekannten und Arbeitskollegen beschämt werden.
Geht gar nicht!
Hütet Euch auch vor unangenehmen Witzen auf Kosten der Brautleute! Es mag Euch ein paar Lacher einbringen, aber haltet Ihr es tatsächlich für eine gute Idee, die Vorzüge der zahlreichen Exfreundinnen des Bräutigams zu erwähnen (und was für ein Wunder es ist, dass gerade Gabi das Rennen gemacht hat)? Glaubt Ihr wirklich, die Braut freut sich, wenn Ihr den Gästen vorrechnet, wie viele One-Night-Stands sie hatte (bevor Willi sie mit seinem Zauberstab magisch an sich gebunden hat)? Hebt Euch solche Anekdoten lieber für den Junggesellenabschied auf – nicht für die Hochzeitsrede!
Don’t #2: Katzenjammer und Wolfsheulen
Auf YouTube habt Ihr vermutlich schon zahlreiche Videos entdeckt, in denen Freunde oder Angehörige ihre Tischrede gesungen oder gerappt haben. Jetzt denkt Ihr, es wäre der Gipfel der Coolness, wenn Ihr das auf Herbert und Ernas Hochzeitsfeier bringt. Wenn Ihr Lead-Sänger einer Band seid oder Solistin in einem Chor – go for it! Singt Ihr sonst nur unter der Dusche und sogar das Haustier verzieht sich mit eingeklemmtem Schwanz, wenn Ihr anfangt zu trällern, lasst es besser. Auch Last-Minute-Gesangsstunden werden Euch nicht vor der Fremdscham der anderen Hochzeitsgäste bewahren…
Cool, aber nicht für Jedermann:
Don’t #3: „Insider“
Wer hat es nicht schonmal erlebt, als Partygast in einem neuen Freundeskreis: Insider-Jokes, die man als Nicht-Mitglied des engsten Kreises nicht versteht. Wie habt Ihr Euch in solchen Situationen gefühlt? Irgendwie deplatziert und außen vor, oder? Möchtet Ihr, dass sich ca. 95% der Hochzeitsgäste genau so fühlen? Dachte ich mir. Auch wenn also die ein oder andere Anspielung, die nur das Brautpaar oder gar nur ein Partner versteht, vollkommen in Ordnung ist, achtet darauf, auch die anderen Gäste ‚mitzunehmen‘. Erklärt Euch! Holt einen Satz weiter aus! Die gute Stimmung lohnt es allemal.
Don’t #4: Sich Mut antrinken
Oh ja – mit das Beste an Hochzeiten ist das Feiern! Klar wird’s da gern mal feucht-fröhlich. Da kann es durchaus passieren, dass man sich einen ordentlichen Rausch einfängt. Und das ist auch in Ordnung. Allerdings sollte man als Tischredner vielleicht davon absehen, nach dem Sektempfang und vor dem Abendessen zu tief ins Glas zu schauen. Nicht nur soll man Eure Hochzeitsrede schließlich verstehen. Es wäre ja auch ganz schön, wenn Fäkalsprache und Kraftausdrücke erst zu deutlich späterer Stunde Ihren Auftritt bekämen, oder? Der nächste Morgen (und das Schamgefühl) kommt bestimmt!
Hochzeitsreden-Do’s
Aber genug davon, wie’s nicht geht! Schließlich wollt Ihr ja wissen, was eine gute, mitreißende Hochzeitsrede ausmacht, die im besten Fall einen bleibenden positiven Eindruck hinterlässt. Vielleicht ist es ja sogar Euer erklärtes Ziel, die gesamte Hochzeitsgesellschaft in unter 4 Minuten sowohl zum Lachen als auch zum Weinen zu bringen. Geniale Reden schaffen das auch, aber lasst uns erstmal klein anfangen…
Do #1: Leichtigkeit
Auch wenn die Hochzeitsrede DIE Gelegenheit für die ganz großen Emotionen ist, geht nicht gleich in die Vollen! Die Feierstimmung direkt mit der Erwähnung der Trauer um die kürzlich verstorbene Oma zu unterbrechen, ist wie ein Bauchplatscher vom 10-Meter-Brett – für die gesamte Hochzeitsgesellschaft! Geht es langsam an und beginnt Eure Rede lieber mit ein paar Allgemeinplätzen. Warum nicht zuerst darauf eingehen, wie gut und glücklich Braut und Bräutigam an diesem besonderen Tag aussehen, bevor man langsam den Bogen zu ernsthafteren Themen spannt…?
Do #2: Humor
Ja, ihr sollt nicht gleich zum Comedian werden, aber natürlich hat Humor seinen Platz in einer guten Hochzeitsrede! Ihr könnt z.B. durchaus einen Witz darüber machen, wie groß die Liebe des Bräutigams zu seinem Lieblingsfußballverein ist und wie sehr es entsprechend für die Braut spricht, dass Ihr an dieser Stelle nicht über den TSV 1860 München referiert. Ihr könnt lustige Anekdoten aus der Kindheit und Jugend von Braut oder Bräutigam einbauen. Bonuspunkte, wenn Ihr eine lustige Geschichte kennt, die die beiden gemeinsam erlebt haben!
Do #3: Gefühl
Und klar: auch das Gefühl darf nicht fehlen! Natürlich soll Eure Hochzeitsrede nicht vor ‚Schmalz‘ triefen. Aber Emotionen – wohl dosiert und an der richtigen Stelle – sind ein essenzieller Bestandteil einer jeden guten Hochzeitsrede. Dabei müsst Ihr nicht gleich zum zweiten Shakespeare mutieren. Auch Dankbarkeit und Freude sind schließlich Gefühle. Beide sind außerdem bestens aufgehoben in einer Tischrede: z.B., wenn Ihr dem Brautpaar sagt, wie dankbar Ihr seid, zum Trauzeugen / zur Trauzeugin auserkoren zu sein, dafür, dass es sie gibt oder für ihre Freundschaft. Welcher Hochzeitsgast wäre nicht ein wenig gerührt, wenn Ihr erwähnt, wie sehr Ihr Euch freut, dass dieser Tag stattfindet. Sogar Erleichterung könnt Ihr ausdrücken – darüber, dass Marie und Axel es endlich vor den Altar / auf’s Standesamt geschafft haben, weil sie in Euren Augen einfach zueinander gehören. Ihr seht: Eine Hochzeitsrede kann durchaus gefühlvoll sein, ohne gleich bierernst sein zu müssen. Da hat alles seine Zeit und seinen Platz!
Do #4: Üben
Wahrscheinlich seid Ihr keine Profi-Redner. Sonst würdet Ihr Euch wohl kaum für diesen Text interessieren. Wäre es so, könntet Ihr vermutlich auch locker-flockig und aus dem Stegreif eine 1-A Hochzeitsrede aus dem Ärmel schütteln. Aber soll ich Euch was verraten: auch Profis üben! Das solltet auch Ihr tun, denn am Hochzeitstag von Tochter, Sohn, FreundIn, Bruder oder Schwester wollt Ihr nicht ins Stocken geraten. Weder möchtet Ihr mit nervösen Flecken und stotternderweise vom Blatt ablesen, noch 10 Minuten lang die Hochzeitsgesellschaft langweilen.
Oh, war das eine Zeitangabe? Ja – richtig gelesen. So kommen wir nämlich zum letzten wichtigen Punkt für eine gelungene Hochzeitsrede: dem Zeitfaktor! Bestimmt habt Ihr unheimlich viel zu erzählen über Braut und Bräutigam. Aber jeder, der schonmal eine langatmige Rede von Großonkel Oskar zu Oma Elfriedes 90stem erlebt hat, weiß: In der Kürze liegt die Würze! Eine gute Tischrede ist in der Regel zwischen 1 und 4 Minuten lang. Wer übt und Probe spricht, kann die Zeit stoppen und so an der perfekten Redelänge feilen.
Formel für eine gute Hochzeitsrede
Ihr seid nach all diesen Tipps immer noch ein wenig verloren und wisst einfach nicht, wo Ihr anfangen sollt? Keine Sorge! Für diesen Fall habe ich eine einfache Formel für Euch, die für absolut JEDE Hochzeitsrede funktioniert:
- Ich hab‘ Dich/Euch lieb! (Erwähnt, dass Ihr einen – besser noch beide – Partner wahnsinnig gern habt und weshalb.)
- Nette Anekdote (Sicherlich fällt Euch eine nette Geschichte zu einem – besser noch beiden – Partnern ein. Vielleicht, wie ihre/seine Augen geleuchtet haben, als er/sie das erste Mal von ihr/ihm erzählt hat…)
- Viel Glück! (Deshalb haltet Ihr eine Tischrede am Hochzeitstag: um dem Brautpaar viel Glück für die Ehe zu wünschen. Sagt das auch so!)
- Prosit! (heißt nichts anderes als „Wohlsein“ – und das möchtet Ihr für’s Brautpaar, oder? Also fordert die Hochzeitsgesellschaft dazu auf, auf das Wohl des frisch vermählten Paares zu trinken!)
Na dann, ihr Lieben, ich wünsche Euch tolle Einfälle, eine große Portion Gelassenheit und viel Spaß beim Üben! Es kann wirklich kinderleicht sein… Wenn Euch dieser Artikel gefallen hat und Ihr vielleicht sogar jemanden kennt, der auch davon profitieren könnte, teilt ihn ganz einfach mit den Buttons hier unten!
Photo Credits: Johannes Nocker