Kann man das bringen?
Klar kann man – es ist schließlich Euer Fest. Wenn Ihr eine kinderfreie Hochzeit feiern möchtet, müsst Euch nur über die Konsequenzen im Klaren sein. Manche Eltern werden es durchaus genießen, mal wieder einen Tag ohne den Mini-Anhang zu verbringen. Andere werden sich angegriffen fühlen, weil sie generell der Meinung sind, dass es sie nun nur noch im Paket gibt. Könnt Ihr damit leben, dass das ein oder andere Paar / einige liebe Freunde die Einladung zu Eurer Hochzeit unter diesen Umständen nicht annehmen können oder wollen, legt ruhig los, Eure kinderfreie Hochzeit zu planen. Für alle anderen lohnt es sich vielleicht, zunächst das Für und Wider abzuwägen.
Die einen verstehen die anderen (noch) nicht
Die Kinderfrage hat schon immer einen Keil zwischen Familien und Kinderlose getrieben. Junge Berufstätige mit Single-Leben und Partywut im Blut sind ohnehin gelegentlich genervt von ihren „gesetzten“ Freunden, die man jetzt nur noch zum Latte im Mutti-Café oder generell ausschließlich in ihren Eigenheimen treffen kann. Da drehen die Gespräche sich plötzlich um Windeln und Nippelcreme statt um die letzte Party und wer dort wen abgeschleppt hat. Schnuller und Babybrei stehen plötzlich höher im Kurs als Cocktails und Weinproben. Umgekehrt kämpfen junge Eltern oft mit dem Vorurteil, sie seien „nicht mehr die Alten“ und zu totalen Langweilern verkommen. Auch, wenn dem gar nicht so ist! Würden sich ihre (noch) kinderlosen Freunde öfter die Mühe machen, sie zu sehen – oder sie nur auch nach der ersten Absage trotzdem noch zu ihren Parties einladen – wüssten sie das auch. Sie würden verstehen, dass es sich auf Schlafentzug schlecht feiert und ein, geschweige denn mehrere Kinder in Cafés und Single-Haushalten eher die Bude auseinander nehmen, als eine angenehme Bereicherung zu sein. Nachwuchs verändert die Vorzeichen der meisten Lebensgleichungen. Etwas, das Nicht-Eltern nur schwer begreifen können – und vielleicht auch gar nicht wollen.
Hochzeit als Tag des Paares
Nun kann man noch so viele versöhnende Worte, Pro’s und Contra’s anführen. Hochzeiten sind und bleiben der Tag des Brautpaars – oder? Inwieweit gehört die Hochzeit tatsächlich dem Paar und inwieweit möchte bzw. sollte man als Braut oder Bräutigam auch umsichtig mit den Bedürfnissen der Gäste umgehen? Eine Frage, die Ihr letztendlich wohl nur selbst in enger Absprache mit Eurem Partner beantworten könnt.
Ist Egoismus trotzdem fehl am Platz?
Natürlich ist das Euer Tag! Vielleicht wollt Ihr sogar tatsächlich im Mittelpunkt stehen und die Aufmerksamkeit Eurer Eltern-Freunde nicht ständig mit einem schreienden, weinenden oder gerade frisch mit Mousse au Chocolat beschmierten Kind teilen. Die Sache ist allerdings die: Wischen Eure Freunde nicht gerade das halbe Hochzeitsbuffet von Gesicht und Kleidern ihres Nachwuchses, bombardieren sie vermutlich gerade den Babysitter per What’s App mit Nachfragen, ob’s den Kleinen zu Hause auch gut geht. Ob sie schon gegessen haben, schon im Bett sind und ordentlich die Zähne geputzt haben… Newsflash: Dagegen könnt Ihr nichts, aber auch GAR NICHTS tun.
Trotzdem ist es natürlich Euer gutes Recht, aus Eurer Hochzeit eine Erwachsenenveranstaltung machen zu wollen. Nicht mit dem Risiko leben zu wollen, dass der kleine Max das Buffet abräumt und mit seinen Dessert-Fingern die Tisch-Deko beschmiert. Die Möglichkeit, dass Mia-Marie auch mal mit den DJ-Turntables spielen möchte, von vorn herein zu unterbinden. Und Till-Ole soll auch nicht die Schwimmkerzen im Teich einsammeln…
Wie kommuniziert man die kinderfreie Hochzeit?
Aber wie sagt man eigentlich Freunden und Familienmitgliedern, dass ihr Nachwuchs nicht erwünscht ist bei der Hochzeit? Hier kann’s tricky werden. Erwähnt Ihr im Einladungsschreiben explizit nur die Vornamen der Eltern, nicht aber die der Kinder – in der Hoffnung, dass sie den Wink verstehen? Verpackt Ihr die Sache vielleicht in einen lustigen Reim, um dem Thema so die Spitze zu nehmen? Ruft Ihr alle Elternpaare persönlich an und bittet sie höflich darum, sich für Euren Hochzeitstag einen Babysitter zu nehmen?
Alles durchaus sinnvolle Herangehensweisen. Für enttäuschte Reaktionen und Gegenwehr solltet Ihr trotzdem gewappnet sein. Es ist nämlich a) nicht für alle Eltern einfach, geeignete Kinderbetreuung zu organisieren und b) soll es tatsächlich solche geben, die ihren Nachwuchs mögen und Erlebnisse wie Hochzeitsfeiern mit ihm teilen wollen.
Härtefälle
Nicht allen Eltern wird es leicht fallen, für Eure Hochzeitsfeier einen Babysitter zu organisieren. Vor allem dann nicht, wenn sie den ganzen Tag dauert. Schließlich gibt es auch Alleinerziehende, die vielleicht weder über die ausgeprägten Familienbande, noch die finanziellen Mittel verfügen, entsprechende Kinderbetreuung zu gewährleisten.
Evtl. gibt es in Eurem Freundeskreis auch Mütter mit so kleinen Kindern, dass diese noch gestillt werden. Die können die Milchbar kaum einen ganzen Tag ausschließlich auf Eurer Hochzeit mit sich herumtragen. Das liegt nicht nur an den Kleinen, die dann auf ihre Hauptnahrungsquelle verzichten müssen. Die Möpse Eurer Mädels sehen nämlich nicht nur so aus, sie stehen dann tatsächlich irgendwann kurz vor der Explosion. Ob die Jung-Mamas dann mit der Milchpumpe oder dem Nachwuchs kurz verschwinden, ist dann eigentlich auch schon egal. So oder so werden sie Euch nicht 100 % ihrer Zeit widmen können.
Ausnahmen machen?
Macht Ihr für solche Härtefälle Ausnahmen? Oder vielleicht für die Lieblings-Nichte, weil die so ein süßes Blumenmädchen abgibt? Das Kind Eurer besten Freunde, weil Ihr die Taufpaten seid? Generell kann sich das Brautpaar auch das rausnehmen – Ausnahmen zu machen. Allerdings solltet Ihr Euch dabei darüber im Klaren sein, dass Ihr so evtl. noch mehr Groll auf Euch zieht. Es ist nicht ganz einfach, den betroffenen Hochzeitsgästen zu erklären, wieso ihre Kinder zu Hause bleiben müssen, während andere kommen dürfen. Sicher ist die kleine Luise traurig, die Braut nicht sehen zu dürfen und Edgar hätte gern seinen Kindergartenkumpel, Euren Neffen, gesehen.
Überlegt Euch also gut, ob und für wen Ihr Ausnahmen macht. Und hat die Keine-Kinder-Regel dann tatsächlich noch Bestand? Kleiner Tipp am Rande: eine größere Kinderschar ist leichter zu unterhalten als einige wenige Kids in verschiedenem Alter, die sich dann auf einer ansonsten sehr erwachsenen Veranstaltung oft langweilen.
Alternativen
Beschäftigung für die Kleinen
Solltet Ihr Euch nach reiflicher Überlegung nun doch entschieden haben, den Nachwuchs von Freunden und Familie nicht auszuschließen von Eurer Hochzeit, hab‘ ich hier natürlich auch ein paar Tipps für Euch, wie Ihr die Hochzeit trotzdem für Euch entspannt gestalten könnt.
Kinder wollen beschäftigt sein. Neben einer Kinderecke mit Möglichkeiten zum Malen, Basteln und Spielen könntet Ihr also auch für professionelle Kinderbetreuung sorgen. Sicherlich freuen sich Eltern und Kinder darüber – und die Kleinen sind „verräumt“. Auch Schlafmöglichkeiten für die Kids sind durchaus angebracht, wenn Ihr möchtet, dass Eure Eltern-Freunde lange mit Euch feiern. Das kann ein Hotel- bzw. Fremdenzimmer in der Location sein oder ein Zelt mit Matratzenlager in Eurem Garten. Euch fällt schon was ein!
Hochzeit für den Abend planen
Ihr steht zu Eurer Entscheidung: die Hochzeit soll ohne Kinder gefeiert werden. Trotzdem möchtet Ihr es Euren Freunden mit Nachwuchs nicht allzu schwer machen? Dann könnte eine Abend-Hochzeit eine gute Alternative darstellen. Wieso nicht die Zeremonie für die frühen Abendstunden – vielleicht sogar zum Sonnenuntergang – planen und danach direkt zur Cocktail-Hour übergehen?
Kinderbetreuung für einen halben Tag zu organisieren ist deutlich einfacher als für einen ganzen. Nachts schlafen die Kids ohnehin. Da können Mama und Papa dann auch mal wieder auf die Rolle gehen, ohne einen ganzen Familientag einzubüßen. (Denkt daran, dass die meisten Familien dafür nur am Wochenende und im Urlaub wirklich Zeit haben).
Wie haben’s die Gypsies gemacht?
Für den Fall, dass es Euch interessiert: Mr. Gypsy und ich haben uns damals ganz klar FÜR Kinder auf unserer Hochzeit entschieden. Gemeinsam haben wir nämlich einen großen Freundeskreis – und viele unserer Leute sind schon Eltern. Deshalb war für uns ganz klar, dass auch die Kids dazu gehören zu unserer Feier. Aber wir mögen sie auch, die „Blagen“ und haben weniger edel als eher wild gefeiert. Da fiel ein bisschen Kinder-Chaos kaum ins Gewicht. Das muss nicht bei jedem so sein.
Wie Ihr Euch also entscheidet, ist wie bei allen Hochzeitsfragen komplett Eure Sache. Also, wie macht Ihr’s? Ich bin gespannt auf Eure Antworten in der Kommentarspalte! Sollte Euch der Artikel gefallen haben oder Ihr jemanden kennen, für den er gerade nützlich sein könnte, teilt ihn einfach mit den Buttons hier unten!
Photo Credits: ROCKmitRING (Sabrina Oberdörfer)